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Wild

Der Film von Nicolette Krebitz erinnert mich an einige der verwegendsten Thesen, die Deleuze mit seinem Freund Guattari in Tausend Plateaus entspinnt.

Deleuze hat seine Wurzeln weniger in der Philosophie als in den Wissenschaften, vor allem in der Chaos|Katastrophen-Theorie um René Tom, deren Lehre über die Beständigkeit von Gliederungen und Formen-Entstehung Deleuze zum Schöpfen seiner an Rudolf Steiner gemahnende Metaphysik verwendet.

Sämtliche Formen sieht er danach angelegt in einem so gut wie wirklichen "Feld der Stimmigkeit", aus dessen Bedingungen oder Beständen sich die wahrnehmbare Welt unentwegt materialisiert. Die "Atome" dieses Feldes sind mannigfache Verhältnisse von Zeichen, Dingen, Wesen, die schlechthin möglich sind. Durchwaltet werden sie von unterschiedlichen Richtungen, bedeutenden Spannungen, sog. "Körpern ohne Organe".

Diese schlagen sich stofflich nieder in drei Schichten: der irdischen, der lebenden und der menschenähnlichen, die ihrerseits zerfällt in unwillkürliche und absichtliche Verhältnisse, welch letztere (nicht unähnlich Foucaults Epochen) geschichtlich aufeinander folgen in fünf sog. "Zeichen-Regimen" mit jeweils eigenen Möglichkeiten.

Jetzt zu WILD - denn gemäß Deleuzes Metaphysik können Bestandteile vor allem der menschenähnlichen Schichtung sich aus ihrer Niederkunft lösen, um in "Fluchtlinien" - durchs Feld der Stimmigkeit - anderswo anzudocken und so überraschende wie originelle Beziehungen einzugehen. Solcherart "fliegt" etwa der Schamane eine Verbindung an, die sein "Adler-" oder eben "Wolfwerden" beinhaltet.

Vor allem das Ende von WILD hat mich erinnert, was das bedeuten könnte.