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DELEUZE schöpft aufsehenerregende Termini



"Zuerst gab es eine Gruppe von Begriffen", fasst etwa der Prof. Challenger die Einteilung des Seienden von Tausend Plateaus am Ende des dritten Kapitels zusammen: "der o r g a n l o s e K ö r p e r oder die destratifizierte K o n s i s t en z e b e n e; die M a t e r i e der E b e n e, das, was auf dem Körper oder der Ebene geschieht (einzelne, nicht segmentierte Mannigfaltigkeiten, die aus Intensitätskontinuen, aus Emmissionen von Partikel-Zeichen, aus Konjunktionen von Strömen bestehen); und die abstrakte M a s c h i n e oder die abstrakten M a s c h i n e n, insofern diese Körper konstruieren und die Ebene zeichnen, oder "diagrammatisieren", was geschieht (Fluchtlinien oder absolute Deteritorialisierung)."

WITTGENSTEIN drückt dasselbe mit alltäglicheren Worten aus, die er sinnbildlich verwendet, z. B in Über die Gewißheit 94-99:

"Aber mein Weltbild habe ich nicht, weil ich mich von seiner Richtigkeit überzeugt habe; auch nicht, weil ich von seiner Richtigkeit überzeugt bin. Sondern es ist der überkommene Hintergrund, auf welchem ich zwischen wahr und falsch unterscheide.

Die Sätze, die dies Weltbild beschreiben, könnten zu einer Art Mythologie gehören. Und ihre Rolle ist ähnlich der von Spielregeln, und das Spiel kann man auch rein praktisch, ohne ausgesprochene Regeln, lernen.

Man könnte sich vorstellen, daß gewisse Sätze von der form der Erfahrungssätze erstarrt wären und als Leitung für die nicht erstarrten, flüssigen Erfahrungssätze funktionierten; und daß sich dies Verhältnis mit der Zeit änderte, indem flüssige Sätze erstarrten und feste flüssig würden.

Die Mythologie kann wieder in Fluß geraten, das Flußbett der Gedanken sich verschieben. Aber ich unterscheide zwischen der Bewegung des Wassers im Flußbett und der Verschiebung dieses; obwohl es eine scharfe Trennung der beiden nicht gibt.

Wenn aber Einer sagte 'Also ist auch die Logik eine Erfahrungswissenschaft' so hätte er unrecht. Aber dies ist richtig, daß der gleiche Satz einmal als von der Erfahrung zu prüfen, einmal als Regel der Prüfung behandelt werden kann.

Ja, das Ufer jenes Flusses besteht zum Teil aus hartem Gestein, das keiner oder einer unmerkbaren Änderung unterliegt, und teils aus Sand, der bald hier bald dort weg- und angeschwemmt wird."

Nochmal der Text Deleuzes: " . . . der o r g a n l o s e K ö r p e r oder die destratifizierte K o n s i s t en z e b e n e; die M a t e r i e der E b e n e, das, was auf dem Körper oder der Ebene geschieht (einzelne, nicht segmentierte Mannigfaltigkeiten, die aus Intensitätskontinuen, aus Emmissionen von Partikel-Zeichen, aus Konjunktionen von Strömen bestehen; und die abstrakte M a s c h i n e oder die abstrakten M a s c h i n e n, insofern diese Körper konstruieren und die Ebene zeichnen, oder "diagrammatisieren", was geschieht (Fluchtlinien oder absolute Deteritorialisierung)."

Übersetzt in Sinnbilder:

organloser Körper = Fluss
destratifizierte Konsistenzebene = Fliessen
Materie der Ebene oder nichtsegmentierte Mannigfaltigkeit = Wasser
abstrakte Maschine = Flußbett (Regel)

In "Wittgensteinisch" dürfte Prof. Challenger daher sagen: "Zuerst gab es eine Gruppe von Metaphern: den Fluss oder sein Fliessen, das Wasser sowie das Flussbett, insofern es Flüsse bildet und von diesen geformt wird."
Klingt weniger bombastisch, obwohl mir inhaltlich nichts abzugehen, eher klarer zu werden scheint.