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Abrichtung der Flüchtlinge . . .


. . . auf deutsche Normen - man schrickt spontan zusammen bei solchen Worten, denkt an Gehirnwäsche u. ä. m. - " . . . prenant les hommes tels 'qu'ils sont, et les lois telles qu'elles peuvent être" beginnt Rousseau seinen Gesellschaftsvertrag & darin wurzeln die Schwierigkeiten: "wenn man die Menschen nimmt, wie sie sind, und die Gesetze, wie sie sein können . . ." - denn Rousseau leitet, was unser Zusammenleben regelt, aus dem einzelnen Menschen ('wie er ist') ab. "Die Würde des Menschen ist unantastbar", nimmt unser Grundgesetz diesen Gedanken als wichtigsten mit seinem ersten Satz auf. Dabei wird unterstellt, wir würden mit dem, was uns zu Menschen macht, geboren - im Hinblick auf das Wesentliche also weder erzogen oder geformt. Vor allem Aristoteles sah das ganz anders: dass wir als Menschen nicht uns die Gesetze schneidern, sondern durch diese - bereits bestehenden - überhaupt erst zu Menschen (gemacht) werden. Der Unterschied könnte nicht größer sein. Rousseau (und wir mit ihm, denn wir sind Kinder der Aufklärung) sagt: der Mensch schafft die Gesetze entsprechend seiner Natur (diese hätte mit anderen Worten auch ohne sie Inhalt) - Aristoteles dagegen: die Gesetze geben dem Menschen erst Inhalt und Wesen. Wenn Rousseau Recht hat, sind die Menschen überall auf der Welt gleich; wenn Aristoteles Recht hat, unterscheiden sie sich entsprechend der Gesetze oder Gewohnheiten, nach welchen sie abgerichtet wurden (diese wiederum wären eine Funktion der Umgebung, deren Verläufe sie regeln, in der Wüste also anders als im Dschungel oder einer Großstadt - vergleichbar der unterschiedlichen Flora|Fauna). - Entsprechend wären die Flüchtlinge entweder als uns im wesentlichen gleich - oder von uns verschieden aufzufassen, dann derselben Abrichtung bedürftig, die uns zu den Wesen machte, welche unsere Gesellschaft bilden. (Ich neige zur Auffassung des Aristoteles, da sie besser erklärt, warum es so unterschiedliche Sprachen gibt.)