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Heldenreise (Fortsetzung)

Meine US-Kollegen sagen gern, jeder Film zerfalle in eine "cop story" und eine "love story" - "cop story" ist dabei alles, was nicht "love story" ist - außer es ist eine "hero's journey". Was die "cop story" aber von der "hero's journey" unterscheidet, ist die Beweglichkeit des Ziels. Es verwandelt sich in der "hero's journey" bestenfalls in sein Gegenteil, wodurch "Feinde zu Freunden" werden. Mithin zerfällt jeder Film also in eine "love story" sowie entweder eine "cop story" oder eine "hero's journey". Die"hero's journey" läuft auf eine "Krise" (im Sinne der altgriechischen Medizin) hinaus: jenen Moment, in dem sich entscheidet, ob eine Entwicklung erfolgreich verläuft oder misslingt. Wann aber ist "eine Entwicklung erfolgreich"? Das hängt von Alter der Hauptfigur ab. Handelt es sich um ein Kleinkind, liegt der Erfolg in der Vergrößerung von Bewegungsfreiheit und zunehmendem Werksinn, beim Schulkind in der Äußerung von Leistungsbewusstsein, beim Jugendlichen in der Entwicklung von Hingebung und Treue. Beim jungen Erwachsenen besteht die Besserung im Sich-Einlassen aufs Innige, beim Erwachsenen im Annehmen des "erzieherischen Eros" (z. B. durch Lester Burnham in American Beauty). Die letzte mögliche "Heldenreise" ist die der älteren Menschen und besteht in der Überwindung des Existenz-Ekels sowie der neuen Fähigkeit, dem eigenen Leben sowie dem anderer einen vernünftigen und hinreichenden Sinn zu geben. Und die "Beweglichkeit des Ziels" - was hat es damit wieder auf sich? In der Regel begibt sich die "Heldenperson" (ohne zu wissen, dass sie eine ist) auf die "Reise" - um genau das Gegenteil dessen zu erreichen, was sie läutern würde. Das Kleinkind etwa will in diesem Fall seine Eltern beschwichtigen, das Schulkind sucht ihren Schutz, der Jugendliche will seine Identität vernebeln, der junge Erwachsene seine Mitwelt los sein, der Erwachsene sich ausschließlich selbst verwirklichen, der Alternde seinen Überdruss verspritzen. Wenn sie diese ihre ursprünglichen Ziele erreichen (wie etwa Michael Corleone im Paten), wäre das schlecht für sie und alle, verändern sie aber, was sie ursprünglich wollten, ist es ein Segen. Die Heldenreise dramatisiert diese "change" Prozesse, und es gibt manche, die finden, nur solche Geschichten lohne es sich zu erzählen.