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Die Komödie zuendespielen und das Unglück ermüden

Buddhisten haben mich nie ganz für sich einnehmen können wegen ihres mangelnden Sinnes für den Ernst des Spiels. Auch haben sie nichts zu Träumen zu sagen, aus buddhistischer Sicht scheinen diese überflüssig. Diese Einstellung erinnert mich an die Ratlosigkeit tiefsinniger Menschen im Hinblick auf den Sinn fiktionaler Filme oder Landschaften. Die einleuchtendere Auffassung lebt für mich noch im Christentum, besonders im Dogma der Dreifaltigkeit. Ich versuche es mal (wieder) von Wittgenstein her zu fassen, der im Tractatus 4.0312 schreibt "Mein Grundgedanke ist, daß die 'logischen Konstanten' nicht vertreten. Daß sich die Logik der Tatsachen nicht vertreten läßt." Damit meint er, denke ich, dass der Sinn des Lebens, sein Zusammenhang oder Leim, aus dem es gehen kann, zwar unser Denken ausmacht, ohne selbst jedoch bedacht werden oder mehr als Erfahrung sein zu können. Unsere Welt ist eine Deutung, könnte m. a. W. anders sein, nicht aber sein "Leim", der unentwegt hält. Tractatus 6.4312 erhellt dazu: "Die zeitliche Unsterblichkeit der Seele des Menschen, das heißt also ihr ewiges Fortleben nach dem Tode, ist nicht nur auf keine Weise verbürgt, sondern vor allem leistet diese Annahme gar nicht das, was man immer mit ihr erreichen wollte. Wird denn dadurch das Rätsel gelöst, daß ich ewig fortlebe? Ist denn dieses ewige Leben dann nicht ebenso rätselhaft wie das gegenwärtige? Die Lösung des Rätsels des Lebens in Raum und Zeit liegt außerhalb von Raum und Zeit. (Nicht Probleme der Naturwissenschaft sind ja zu lösen.)" Wir können somit am Leben - vermittels der Welt - Sinn zwar erfahren, aber nicht "pur". So etwa wie wir im Kino die uns erregenden Personen nicht umarmen, die Widersacher nicht bekämpfen, die dargebotenen Speisen nicht essen können. Dies umschreibt, spekuliere ich, der Gedanke der Dreifaltigkeit: der Sinn, Gottvater, vermittelt sich als Gottsohn|Diesseits, und kann - sind wir nicht "von allen guten Geistern verlassen" - in diesem erlebt werden. Wir befinden uns nach solcher Auffassung in einer Art Spielfilm oder Geschichte, nach deren Ende - jede Geschichte hat ein Ende - wieder zu sich kommt, was ihr Sinn verlieh. Was wäre demzufolge zu tun, solange wir uns i n der Geschichte befinden? Jeder, der auf einem Filmset oder Theaterproben war, weiß, worauf es in solchen Fällen ankommt: die bestmögliche Vorstellung. Alles andere scheint weniger wert, insbesondere die "spirituelle Haltung", welche um des Schöpfers willen von seinem Werk absieht (wie wenn die Filme eines Regisseurs/Autors uns im Weg stünden, diesen selbst zu würdigen). Es ist verführerisch, das Jenseits im Diesseits anzustreben, da es sein Witz ist. Und doch muss zumindest ich bei dem Versuch immer an Leute denken, die alles dran setzten, sich nicht von einem Spielfilm "einwickeln" zu lassen im Bestreben, dadurch näher dem zu kommen, was ihn ausmacht. "Freilich", schreibt Wittgenstein dazu in den Philosophischen Untersuchungen 297, "wenn das Wasser im Topf kocht, so steigt der Dampf aus dem Topf und auch das Bild des Dampfes aus dem Bild des Topfes. Aber wie, wenn man sagen wollte, im Bild des Topfes müsse auch etwas kochen?"