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Frauen pflanzen sich eher fort

MELISSA A. WILSON SAYERS ist Professorin an der Arizona State University für Biologie; sie ist auch Mathematikerin, die sich für das Schicksal des Y-Chromosoms interessiert. In dem Interview hier beschreibt sie ihre Forschungen und das überraschende Ergebnis, dass wir - statistisch gesehen - "mehr Großmütter als Großväter" haben. Das ist intuitiv nicht gleich zu verstehen, ich illustriere es daher an einem Beispiel, welches sich einer Vereinfachung bedient: wenn in den letzten 5 Millionen Jahren 100 Kinder geboren worden wären, hätten diese 50 Väter und 100 Mütter. Oder: von 100 Männern und 100 Frauen haben im Laufe der Menschheitsgeschichte alle Frauen, aber nur die Hälfte Männer Kinder gehabt. Oder: die Väter hatten zwei Frauen - die Nicht-Väter keine. Dies sind "Gender"-Verhältnisse, welche Melissa aus dem Genom der Menschheit gerechnet hat. Männer (Träger des Y-Chromosoms) zerfallen infolgedessen in "Gewinner" und "Verlierer" in puncto Fortpflanzung. Das hat psychologische aber auch moralische Folgen. Etwa wirft es die Frage auf, ob Frauen, wenn sie Gleichstellung anstreben, diese im Hinblick auf männliche "Gewinner" oder "Verlierer" fordern. Natürlich werden sie die Gewinner meinen. Die Gleichstellung mit diesen soll der Gesetzgeber zuwege bringen. Wie aber, wenn die männlichen "Verlierer" Anrechte auf dasselbe Sponsoring seitens des Staates erhöben, um mit den "Gewinnern" gleichgestellt zu werden? - Die psychologischen Folgen wären, wenn sich Melissas Befunde erhärten, auch nicht ohne. Die Männer hätten dann entwicklungsgeschichtlich ein 50%-Aussicht, leer auszugehen, was die Chancen der angriffslustigeren erhöhen dürfte und insgesamt einen höheren Fortpflanzungstrieb motiviert, während die Frauen keinen "Gewinner" für sich reklamieren könnten, sondern tendenziell immer mit einer anderen teilen müssten. Was in beiden Lagern den Stress-Level erhöhen dürfte. - Auch scheint sich der Gedanke oder das Gebot der Gleichheit nicht aus der Entwicklungsgeschichte ableiten zu lassen, sondern ein eher ideologisches Konstrukt zu sein.