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Deleuze ohne Magen

Wittgenstein und Deleuze legen von den aktuelleren Philosophen am meisten Nachdruck auf die Immanenz: alles, was eine Rolle spielen kan, entspringt dem Hier und Jetzt sowie dessen Geschichte. Bedeutung ist eine Funktion der Materie, erscheint in deren Verhältnissen und Entwicklung, macht sie wesentlich aus. Begriffe wären demzufolge Konstellations- und Bewegungsmuster, die aus dem einen oder anderen Grund betont werden. Deleuze drückt sich immer wieder so aus, als sei es die Aufgabe des Philosophen, solche Begriffe zu schöpfen - Muster also spontan in die Wirklichkeit zu zwecken, statt sie etwa aus dieser aufzunehmen?

Ich nähere mich dem ganzen mal aus dem Blickwinkel des Magens. Gehört dieser eigentlich zur Innen- oder Außenwelt? Unser Körper ummantelt die Außenwelt in Gestalt des Verdauungstraktes, der sie vermittelt. Solange wir leben, bedingt unser Körper das Muster, welches wir in die Welt kennen ("projizieren"), die bedeutend wird infolgedessen.

Denken wäre dann im Grunde Stoffwechsel?

Es gibt das Wort "gedankenlos", es ist nicht unverständlich. Gemeint ist damit ein Tun, das ohne Überlegung erledigt wird (Fahrradfahren . . . ), aber auch bedacht ausgeführt werden könnte, also sorgsam, umsichtig und genau. Das Denken schöpft mit anderen Worten nicht den Vorgang, der es ausmacht, sondern steigert ihn. Hier gelingt es mir nicht, Deleuze zu folgen, wenn er zu meinen scheint, wir könnten Begriffe, also Vorgänge und materielle Verhältnisse schöpfen = Materielles durch Willenskraft zustande bringen. Wozu hätten wir dann den Magen?

Wittgenstein lese ich so, wie wenn er uns zu signalisieren versuchte, die Begriffe lägen in der Materie und ihren Verhältnissen bereit "wie Nahrungsmittel", auf deren Weisen zu merken ist, um sie bedeutungsvoll zu machen.

Deleuze ist fasziniert von der Metapher des Körpers "ohne Organe", also auch, möchte man hinzuspinnen, "ohne Magen". Weiß er in diesem Fall nicht mehr von Engeln als von Menschen?