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Wittgenstein | Deleuze


In der Log.-philosoph. Abhandlung (LPA| Tractatus) entwickelt Wittgenstein eine Ontologie, die in ihrer Virtualität für mich ganz Deleuzes "corps sans organes", später dann "plan d'immanence" entspricht, beschrieben z. B. in LPA 1.21: "Eines kann der Fall sein oder nicht der Fall sein und alles übrige gleich bleiben." Die Wirklichkeit erhebt sich in der LPA aus einem bestimmten Raum des Möglichen, ohne diesen dadurch zu verändern. So lese ich auch Deleuze, nur dass er diesen Raum intensiver beschreibt oder deutet.
Ein Unterschied zwischen Deleuze (im Stil von Spinoza und Nietzsche) sowie Wittgenstein könnte darin bestehen, dass Wittgenstein die Beschreibung besagten Raumes und das Ausleben der ihn ihm liegenden Möglichkeiten für - letztlich - witzlos hält, wenngleich er sachlich keine anderen Möglichkeiten vorsieht.
Deleuze ähnelt insofern einem Gourmet, Wittgenstein einem Asketen.
Kann sein, dass ich beide falsch interpretiere, im Grunde ist mir das aber egal, da ich nicht an der Uni bin und auch keine Bücher zu dem Thema veröffentliche, sondern lieber selbst philosophiere und dafür originelle Denker zum Anstoß nehmen.
Wittgenstein wurde vom Krebs getötet, Deleuze beging wohl Selbstmord, weil sein Körper ihn zusehends verriet. Wenn Deleuze wirklich durchdrungen war von seiner Lehre, dann muss er sich subjektiv in den Zyklus der "ewigen Wiederkehr" geworfen haben, also nicht wirklich gestorben sein.
Was Wittgenstein betrifft, muss ich in punkto an LPA 6.4312 denken: "Die zeitliche Unsterblichkeit der Seele des Menschen, das heißt also ihr ewiges Fortleben nach dem Tode, ist nicht nur auf keine Weise verbürgt, sondern vor allem leistet diese Annahme gar nicht das, was man immer mit ihr erreichen wollte. Wird denn dadurch das Rätsel gelöst, daß ich ewig fortlebe? Ist denn dieses ewige Leben dann nicht ebenso räselhaft wie das gegenwärtige? Die Lösung des Rätsels des Lebens in Raum und Zeit liegt außerhalb von Raum und Zeit."
Darin liegt für mich die Hoffnung oder Ahnung, den "plan d'immanence" zu verlassen: auszusteigen gewissermaßen aus Raum und Zeit - was noch nicht mal "nichts" gleichkommt, sondern einfach begriffslos ist, und nicht, weil man's noch nicht begriffen hätte, sondern weil es nichts mehr zu begreifen gibt.
Das wäre natürlich ein transzendenter Standpunkt, aber zugleich vollkommen immanent, indem es dies Jenseits nicht "gibt" . . .