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Wild

Wenn ich die Kritiken zu WILD nachlese - mit Natur im veganen Sinn hat das ganze aber weniger zu tun, bringt eher den sexuellen Archetyp in Schwung. Daher die magische Kraft vor allem auf Zuschauerinnen. Die Heldin ist das weibliche Grundmodell, welches sich für Männer interessiert, sie mit dem kritischen Auge der Natur wiegt und 8 von 10 für zu leicht (trunken) befindet. Gerade der Chef schafft es einmal kurz in ihre Vagina, aber auch von ihm will sie "bestimmt kein Kind" (muss fast lachen bei den Gedanken). Der einzige Menschenmann, den sie billigt, ist - nicht ihr Vater, dessen Generation scheint zu leichtfertig, sondern - der im Sterben liegende Großvater. Indem dieser nun die Welt verlässt, erscheint ihr wie dem Rotkäppchen ein Wolf, der ultimativ männliche Archetyp, und tritt die innere Herrschaft an. In früheren Filmen wäre das noch ein Rockmusiker oder anderer bad boy gewesen, die heute als Computermusiker oder Hacker kaum noch Erregunsduft versprühen. Da muss schon ein Zweitmeterneger (Weiße Masai), orientalischer Zuhälter (Fak Yu G.) oder eben veritabler Wolf her, der die Darstellerin am besten während der Dreharbeiten mehrmals in Lebensgefahr gebracht hat. Wir Menschen, die heute leben, sind eben genetisch vielemillionen Jahre alt und bilden nur jenen verschwindend geringen Bruchteil des ins Spiel gekommenen Materials, der überlebt hat. Aufgrund von Strategien, die mehr mit Gewalt scheinen zu tun zu haben, als wir geneigt sind, zuzugeben. Was sind das sonst für Signale, welche uns Filmemacherinnen, wenn sie sprechen dürfen, da geben? (Auch Maren Ade, als erste Deutsche seit langem in Cannes eingeladen, zeigt Heldinnen, die weniger am Stand des Pegels ihrer Emanzipation, als der Virilität  - ihrer Partner und schlechthin - verzweifeln.)