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No Brainer

Am Rande einer Mini-Tagung an der Bilkent-Universität sprachen wir gestern bei Zigaretten auch etwas über Ursprung und Wesen der Begriffe bzw. den Sitz des Denkens. Die Wissenschaft hat ja herausgefunden, dass man ohne Gehirn denken kann. 

Hört sich unglaublich an, und man meint spontan, es sei ein Witz. Deswegen zitiere ich hierzu einen nicht-esoterischen Artikel, der die Belegung der These dokumentiert: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14319714.html 

Würden, erhellt aus dem beschriebenen Befund, die Köpfe von, sagen wir mal, 10.000 Menschen geöffnet, befände sich eine Anzahl darunter, die kaum oder kein Hirn enthalten, ohne dass ihre Besitzer deswegen außerstande wären zu denken. Der verblüffende Satz Wittgensteins "Welch ein Zufall, dass alle Personen, denen der Kopf geöffnet wurde, ein Gehirn hatten" verliert den Widersinn. 

Wenn aber der Ort des Denkens nicht das Gehirn ist, woselbst denken wir dann? 

In dem Nervenkostüm - unseres Körpers. 

Man kann das anhand der Rechner-Metapher erläutern: Computer "denken" mithilfe elektronischer Schaltungen, die auf irgendwelche Eingaben hin einen bestimmten Lauf vorantreiben. Dabei spielt der Speicher keine Rolle; ein Computer kann ohne Festplatte betrieben werden, nicht aber ohne Zentraleinheit. Das menschliche Gehirn gleicht nun nicht der Zentraleinheit, sondern der Festplatte. Es ist beim Menschen wohl oft so, dass, was zentral ist, sich in die "Festplatte" mischt, welche dann "mitdenkt". 

Das Entscheidende aber ist die Quelle der Begriffsbildung: wie wir also zu einem Bild der Welt kommen und diese|s handhaben können. Es geschieht offenbar vermittels des Körpers und seiner Organe: wir werden oder sind handelnd, in körperlicher Auseinandersetzung mit unserer Umgebung, klug. Selbst die Mathematik ist so gesehen eine Weiterung - der Beeindruckung - unseres Nervenkostüms.