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Schutz von Minderheiten

Wer fühlt sich nicht irgendeiner Minderheit zugehörig, deren Interessen geschützt werden müssten? Sind nicht selbst die Milliardäre eine Minderheit? Am kämpferischsten geben sich momentan bestimmte Rassenvertreter, Religionsgemeinschaften oder in sexueller Hinsicht verschiedene Gruppen. Neulich sagte mir eine Person, sie gehöre ebenfalls zu "den Flüchtlingen", da ihr Vater vor 30 Jahren einem Bürgerkriegsgebiet nach Deutschland gekommen sei. Auch "die Frauen" werden nicht müde, eine ihrem Bevölkerungsanteil entsprechende Berücksichtigung in entscheidenden Belangen zu fordern. Dahinter steht die Vorstellung, dass alle Repräsentationen perfekte Abbilder der Zusammensatzung der Gesamtbevölkerungen sein und sämtliche für relevant gehaltenen Eigenschaften spiegeln sollen. Durchzusetzen wäre dies nur durch ein Quotierungsprinzip, das ja auch immer mal wieder gefordert wird: Vergabe nach ethnischer Zugehörigkeit, Rasse, Alter, sozialer Herkunft, sexuellen Präferenzen, Einkommen, Geschlecht, Gesundheitszustand, Religion, Bildung usf. - alle können in dem Masse nach einer Zuteilung von Macht verlangen, in welchem sich unser Gemeinwesen in eine Vertretung von Minoritäten segmentiert, also wieder eine Art Ständestaat wird. Um eine Quotierung durchzusetzen, müssten die Repräsentationen nach statistischen Methoden vorgenommen werden. Die Herausforderung dürfte trotzdem kaum gelöst werden, da jede Eigenschaft, die nicht völlig gleichmäßig in der Bevölkerung verteilt ist, Anlass zur Bildung einer Minorität geben kann. Denn jede Gruppe, die kleiner ist als die Bevölkerung selbst, ist eine Minorität. Zum Beispiel die "gescheiterten Existenzen" - haben nicht auch sie ein Recht auf einen Ausgleich für das, was ihnen der anderen Erfolg vorenthält? Um hier wirklich fair zu sein, müsste man für Machtpositionen auf ein Losverfahren oder ein radikales Rotationsprinzip zurückgreifen. Wäre so eine Gesellschaft, die endlich nicht mehr in der Lage ist, Hierarchien zu bilden, aber stabil? Und was geschähe, wenn sie mit einer anderen zusammentrifft, die's noch kann? Wenn wir unsere Ordnungs- und Verteidigungseliten nach einem Los- und Quotierungssystem rekrutieren - wären wir dann unter Umständen gezwungen, dem Ansturm eines von innen oder außen kommenden neuen Herrschafts- oder Elitewillens zu weichen?