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Die demokratische Methode (nach Schumpeter)

Demokratie ist keine Volksabstimmung, sondern eine politische Methode, das heißt: eine gewisse Art institutioneller Ordnung, um zu politischen - legislativen und administrativen - Entscheidungen zu gelangen, und daher unfähig, selbst ein Ziel zu sein, unabhängig davon, welche Entscheidungen sie unter gegebenen historischen Verhältnissen hervorbringt. Dies muss der Ausgangspunkt für jeden Versuch einer Bestimmung von Demokratie sein. Der Referendums-Gedanken geht davon aus, dass das Volk zu jeder Frage weiß, was es will, und Vertreter entsendet, um dies durchzusetzten. An erster Stelle kommt nach dieser Auffassung der Wille des Volkes, diesem nach- oder untergeordnet treten die Abgeordneten in Erscheinung. Wie aber, wenn andersrum der Wille spontan im Kreise der Politik gebildet wird und das Volk dann - nachgeordnet - lediglich entscheidet, welche der verschiedenen Richtungen eingeschlagen werden soll? Es wäre dann in einer Demokratie nicht die Rolle des Volkes, spontan zu sein, sondern eine Regierung - unter mehreren möglichen - hervorzubringen. Und die demokratische Methode wäre diejenige Ordnung der Institutionen zur Erreichung politischer Entscheidungen, bei welcher einzelne die Entscheidungsbefugnis vermittels eines Konkurrenzkampfs um die Stimmen des Volkes erwerben.