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Worüber die lachst, dem wirst du dienen

Einer dieser Gemeinplätze, ich glaube, aus Russland, von denen man sofort spürt, dass sie eine tiefe Wahrheit ausdrücken. Die Eltern zum Beispiel dienen ihren Kindern, die Belegschaft dem Chef, die Frauen den Männern. Im Kasperletheater der Polizist kann, wenn er auftaucht, gleich mal prophylaktisch Prügel bekommen, dann lacht der Saal. Wieso? Worüber du lachst, dem wirst du dienen . . . Was wir verlachen, dem fühlen wir uns überlegen. Aber welchen Dingen gegenüber fühlen wir uns überlegen? Denen, würde ich antworten, die weniger zusammengesetzt wird als wir selbst. Der übliche Vorgesetzte ist Vorgesetzter geworden, weil er einen "aufgeräumten Schreibtisch" hat, weniger "Gepäck" mit sich herumschleppt als seine Untergebenen, wahrscheinlich sogar ein bisschen dümmer ist. Was man z. B. gerade der Kanzlerin in der Flüchtlingskrise ankreidet: sie sei einfach zu einfältig, um die Weiterungen ihrer Richtungsvorgabe zu übersehen. Aber die Klügeren, vielfältiger Ausgestatteten, Sinnreichen - wissen vor lauter Möglichkeiten nie, welchen Weg sie einschlagen sollen. Ihre Standard-Antwort ist: man habe die Sache noch nicht aus genügend Blickwinkeln betrachtet. Sie kommen dadurch nie zum Handeln, sondern folgen den Dummen. Worüber du lachst, dem wirst du dienen . . . Kinder üben eine außerordentlich disziplinierende Wirkung auf ihre Eltern aus, indem sie die Verläufe daheim nach ihren einfacheren Bedürfnissen ausrichten. Sie hören auf, Kinder zu sein, wenn sie "so kompliziert" wie ihre Eltern wurden. Hier lauert auch die Frage, ob Frauen "komplizierter", also vielfältiger zusammengesetzt, sind als Männer, und die Antwort liege einem auf der Zunge. Finden Männer Frauen komischer - oder müssen umgekehrt Frauen mehr über Männer lachen? Der Gegenstand des Gelächters aber ist der einfacher gestrickte und gibt - infolgedessen - den Ton an. Dieses Paradox drückt das Sprichwort aus: Worüber die lachst, dem wirst du dienen.