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ALLES GLEICH

Die Regisseurin Barbara Rohm sattelt auf den letzten Metoo-Erfolg einem Ruf nach mehr Gerechtigkeit: öffentliche Mittel müssen, was Film/TV betrifft, weniger nach historischen oder inhaltlichen, sondern nach statistischen Gesichtspunkten verteilt werden - nicht der vorhergehende Erfolg der Antragstellenden oder die Qualität eines Projektes sollen entscheiden, sondern ebenso ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, die gemäß ihrem Anteil an der Bevölkerung bedacht werden muss.
Erst mal geht es um die Gruppen der Frauen/Männer. Lässt sich aber weiter differenzieren. Das Verfassungsgericht hat gerade die Bundesregierung ermahnt, weitere Geschlechter zu bestimmen - man kann auch nach Hautfarben unterscheiden (Cis-Deutsche mit Subsahara-Wurzeln) usf. Die Debatte eskaliert gerade in den USA.
Hinzu kommt, dass die Genderforschung die geschlechtliche Identität vom Körper gelöst und zur Privatsache gemacht hat: eine Person ist immer das, wozu sie sich selber erklärt im Hinblick auf ihr Geschlecht.
Eine Verschärfung der Diskussion bis zu ihrem effektiven Zusammenbruch hat in den USA die Ausdehnung der Identitätssouveränität auf die Rasse zur Folge gehabt. Kann ich authentisch selbst bestimmen, dieser oder jener ethn. Gruppe anzugehören, oder legt das meine Geburt fest? (In Deutschland reklamierte da etwa mancher Philosemit gerne den Status des Juden, auch wenn er christlich getauft war.)
Zugrunde liegt die Auffassung, alle Menschen seien gleich, für Christen sind sie das bereits im Mutterleib, für deren Nachkömmlinge, nachdem sie einmal geboren wurden. Zwar ist der unmittelbare Glaube an Gott großteils abhanden gekommen, aber das Gleichheitsgebot vor ihm hält stand.
Wie kommen dann trotzdem Unterschiede zustande in Hinsicht auf Rang, Einkommen, Macht usf.? Durch Betrug und Gewohnheiten infolge desselben. Wenn eine Partei sich der anderen überlegen zeigt, hat sie dies verdient allein durch ihren Verstoß gegen das Gleichheitsgebot und abgelistet dem Entgegenkommen der ihr so Unterlegenen.
Die Verlierer und Opfer dieser Masche haben deswegen als Gewinner in punkto Gleichheit, da reicht ihnen niemand das Wasser, ein Recht auf Wiedergutmachung, eigentlich sogar die Krone.
"Im Grunde weiß jeder Mensch recht wohl", argumentiert Nietzsche dagegen, "dass er nur einmal, als ein Unikum, auf der Welt ist und dass kein noch so seltsamer Zufall zum zweiten Mal ein so wunderlich buntes Mancherlei zum Einerlei, wie er es ist, zusammenschütteln wird: Er weiß es, aber verbirgt es wie ein böses Gewissen — weshalb?" Woanders fügt er erklärend hinzu: "Bei den allermeisten ist es Bequemlichkeit, Trägheit, kurz jener Hang zur Faulheit . . . die Menschen sind noch fauler als furchtsam und fürchten gerade am meisten die Beschwerden, welche ihnen eine unbedingte Ehrlichkeit und Nacktheit aufbürden würde."
Also nicht kraft Angehörigkeit oder Gleichheit fände ein Mensch zu sich und dem, was zählt, sondern allein durch Innewerdung und Entwicklung seiner Voraussetzungen, sich ungleich zu machen. Die Gleichheit würde, so gesehen, höchstens die Startrampe bilden - ein Zustand, von dem es sich zu entfernen gilt.